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ANALÝZA - JEREMIAS GOTTHELF: DIE SCHWARZE SPINNE (jeremias_gotthelf-die_schwarze_spinne.doc)
Jeremias Gotthelf - Die schwarze Spinne
Die schwarze Spinne ist eine Novelle von Jeremias Gotthelf aus dem Jahr 1842.
Eingebettet in eine idyllisch angelegte Rahmenerzählung werden alte Sagen zu einer gleichnishaften Erzählung über christlich-humanistische Vorstellungen von Gut und Böse verarbeitet. Die Novelle ist unterteilt in die am Anfang auftretende Rahmenhandlung, die jedoch später zur Binnenhandlung übertritt.
Die Erzählung wird von christlich-konservativen Motiven getragen und besitzt eine komplexe Erzählstruktur, die geschickt darauf hinweist, wie der verständige Christ die Sagen der Vergangenheit lebendig erhalten soll. Die Symbolik der Erzählung ist über den christlichen Sinn hinaus jedoch auch unter einer allgemeineren moralischen Fragestellung von Gut und Böse verständlich. Die soziale Dynamik des Dorfes wird von Gotthelf präzise geschildert: gegenseitige Schuldzuschreibung, schnell vergessene Kollektivschuld und das Schicksal von Außenseitern, die von der Gemeinschaft leichtfertig zu Sündenböcken gemacht werden, machen das Buch zu einer nach wie vor aktuellen Lektüre.
Zuerst kaum beachtet, gilt diese Erzählung bei vielen Literaturkritikern als eines der Meisterwerke des deutschen Biedermeier. Thomas Mann schrieb darüber in „Die Entstehung des Doktor Faustus“, dass Gotthelf „oft das Homerische“ berühre und dass er seine Schwarze Spinne „wie kaum ein zweites Stück Weltliteratur“ bewundere.
Gotthelf den Stoff seiner Novelle u.a. einer über sechshundert Jahre alten Sage entnommen hat, die aus der Zeit der Pest stammt.
Überdies gibt es viele Sagen im schweizerischen und deutschsprachigem Raum, in denen stoffliche Übereinstimmungen mit der Novelle festzustellen sind. So hat Gotthelf wohl nicht Bruchstücke aus einer Sage sondern verschiedene Sagentypen verarbeitet, nämlich die vom geprellten Teufel, von der verpflöckten Pest, von der Spinne, und auch die vom Wilden Jäger.
Thema der Geschichte ist die Überwindung des Bösen durch freiwillige, fast märtyrerhafte Opfertaten.
INHALT
Die Novelle beginnt mit einer Tauffeier auf einem Bauernhof, in deren Verlauf ein paar Gäste vor dem Haus spazieren gehen. Im Berneroberland bereitet sich eine wohlhabende Bauernfamilie auf die Taufe ihres Jungen vor. An diesem schönen Morgen arbeiten die Mägde und Knechte hart an den letzten Vorbereitungen, wobei der Großvater dem Treiben still zusieht. Nun sind alle Gäste anwesend, außer der Gotte. Die Familie erwartet ungeduldig ihre Ankunft. Als sie endlich ankommt, wird sie zu Tisch gebeten, und ein reichhaltiges Essen wird serviert, das mit großer Mühe zubereitet worden ist. Doch die Gotte hat vorerst keinen Appetit, muss dann aber anstandshalber die ganze Mahlzeit einnehmen.
Danach begibt sich die Taufgesellschaft auf den Weg zur Kirche, als die Gotte bemerkt, dass sie den Namen des Kindes noch nicht weiß. Sie darf aber nicht danach fragen, weil dies Unglück bringt. Dieser Gedanke bereitet ihr viel Kummer und Angst, weil sie dem Pfarrer kurz vor der Taufe den Namen ins Ohr flüstern soll. Nach einer kurzen Einkehr im Restaurant sammelt sich die Gesellschaft in der Kirche. Zum Glück erinnert sich der Pfarrer noch an den Namen des Kindes, und die Gotte muss somit nicht in Einsatz treten. So wird das Kind auf den Namen Hans Uli getauft.
Dabei fällt der Taufpatin auf, dass an dem Neubau des Bauernhofes ein alter, schwarzer Türpfosten mit eingebaut worden ist. Auf sein Bitten hin erzählt der Großvater, was es mit dem Pfosten auf sich hat. Der Hof, auf dem jetzt die Taufe gefeiert wird, hat früher Hans von Stoffeln gehört, der die Bauern immer mit unerfüllbaren Forderungen unterdrückt und erbarmungslos zu Diensten zwang, so dass diese ihre eigenen Arbeiten nicht mehr ausführen konnten. In dieser ganz besonders verzweifelten Lage bietet der Teufel in Gestalt eines wilden Jägers seine Hilfe an. Als Lohn will er ein ungetauftes Kind. Die fremde Bäuerin Christine geht mit dem Teufel den Pakt ein. Er besiegelt ihn mit einem Kuss auf ihre Wange. Als dann ein Kind geboren wird, rettet der Pfarrer durch die Taufe das Kind sofort nach seiner Geburt. Christine spürt danach auf ihrer Wange einen brennenden Schmerz. Dort, wohin der wilde Jäger sie geküsst hat, entsteht ein schwarzer Fleck, der anschwillt und zu einer schwarzen Spinne wird. Nachdem ein nächstes neugeborenes Kind getauft wird, bricht ein Unwetter aus und viele kleine Spinnen werden aus dem Gesicht geboren. Im Dorf verbreitet sich das Unheil, das Vieh stirbt in den Ställen. So erinnert der Teufel an die Erfüllung des Vertrages. Als man beschließt, das nächste Neugeborene zu opfern, geht das Viehsterben zurück. Christine will das Neugeborene dem Teufel bringen, doch der Priester besprengt es sofort mit Weihwasser. Christine schrumpft zu einer Spinne, die den Pfarrer berührt und somit tötet. Nun mordet die Spinne Mensch und Tier. Eines Nachts ergreift eine mutige Mutter die Spinne, drückt sie in ein Loch in den Fensterpfosten und schließt dieses durch einen Zapfen. Auch diese Frau stirbt durch die Berührung mit der Spinne, aber Ruhe und Frieden kehren in das Tal zurück. In den folgenden Jahrhunderten meiden die Menschen das Böse. Mit der Zeit jedoch werden einige Menschen gottlos, ein übermütiger Knecht befreit die Spinne. Diese tötet fast alle Bewohner des Dorfes. Bei der nächsten Geburt rettet Christen -ein Nachfahre der mutigen Mutter-das Kind vor dem Teufel, fängt die Spinne und verschließt sie wieder in ihrem alten Gefängnis. Diesen Einsatz bezahlt auch er mit seinem Leben. Im Tal herrscht von nun an Friede und Gottesfurcht. Als ein neues Haus gebaut wird, fügt der Großvater den alten Fensterpfosten mit ein. So hört der Großvater auf zu erzählen. Die Tauffeier geht noch bis zum späten Abend weiter. Doch trotzdem haben die Gäste ein ungutes Gefühl, als ob hinter ihnen gleich die schwarze Spinne auftauchen würde.