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Joseph Freiherr von Eichendorff + "Nachtzauber" (ne.lit.-joseph_freiherr_von_eichendorff.doc)

Joseph Freiherr von Eichendorff

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Joseph Freiherr von Eichendorff (March 10, 1788November 26, 1857), was a German poet and novelist.

Eichendorff was born at Schloß Lubowitz near Ratibor. His parents were the Prussian officer Adolf Freiherr von Eichendorf and his wife, Karoline Freiin von Kloche, who came from an aristocratic Roman Catholic family. He studied law in Halle (1805-1806) and Heidelberg (1807-1808). In 1808 he travelled through Europe, visiting Paris and Vienna. In 1810, he returned home to help his father run the family estate. The same year he met Johann Gottlieb Fichte, Achim von Arnim, Clemens Brentano, and Heinrich von Kleist in Berlin. He finished his studies in Vienna in 1812. From 1813 to 1815 he fought in the Befreiungskriege.

In 1821, he became school inspector in Danzig, in 1824 Oberpräsidialrat in Königsberg. He moved with his family to Berlin in 1831, where he worked for several ministries, until he retired in 1844.

Eichendorff died 1857 in Neiße (Upper Silesia).

Contents[hide]

  1. 1 Aus dem Leben eines Taugenichts - his masterpiece
  2. 2 Notes
  3. 3 Important works
  4. 4 See also
  5. 5 External links

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Aus dem Leben eines Taugenichts - his masterpiece

(Life of a Good-For-Nothing) A typical romantic novella, voyage and love are the main topics. The protagonist leaves his father's mill and becomes gardener on a Viennese castle and falls in love with the supposed daughter of the duke. Because she is unreacheable for him he travels to Italy but then returns and gets to know that she is just adopted by the duke and nothingstands in the way of a marriage between them.

 

 

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Notes

Note regarding personal names: Freiherr is a title, translated as Baron, not a first or middle name. The female forms are Freifrau and Freiin.

 

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Important works

  1. 1808 - Die Zauberei im Herbst
  2. 1808-1810 - Oberschlesische Märchen und Sagen (Upper Silesian fairytales and sagas.)
  3. 1815 - Ahnung und Gegenwart
  4. 1819 - Das Marmorbild (The Marble Statue)
  5. 1826 - Aus dem Leben eines Taugenichts (Life of a Good-For-Nothing)
  6. 1833 - Dichter und ihre Gesellen
  7. 1833 - Viel Lärmen um nichts
  8. 1834 (or 1838) - Auch ich war in Arkadien
  9. 1835 - Die Meerfahrt
  10. 1837 - Das Schloß Dürande
  11. 1839 - Die Entführung
  12. 1841 - Die Glücksritter
  13. Libertas und ihre Freier

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Joseph von Eichendorff Zeittafel

 

1788

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff kommt als zweiter Sohn am 10. März auf dem elterlichen Schloss Lubowitz in der Nähe von Ratibor in Oberschlesien zur Welt. Sein Vater Freiherr Adolph Theodor Rudolf von Eichendorff und seine Mutter Karoline, geborene von Kloch, haben insgesamt fünf Kinder. Davon sterben zwei bereits im Kleinkindalter. Joseph steht mit seinem älteren Bruder seine gesamte Kindheit und Studienzeit in enger Verbindung. Zu seiner jüngeren Schwester Louise hält er sein Leben lang guten Kontakt.

1793 - 1801

Privatunterricht der Brüder Joseph und Wilhelm durch den Hofmeister und katholischen Geistlichen Bernhard Heinke auf Schloss Lubowitz. Heinke blieb auch die Zeit danach eine wichtige Bezugsperson für den jungen Joseph von Eichendorff.

1801

Der Vater flieht nach fehlgeschlagenen Spekulationen vor seinen Gläubigern. Die Verarmung der Familie zeichnet sich ab. Eine auf den Broterwerb ausgerichtete Ausbildung der Söhne ist unerlässlich.

1801 - 1805

Die Brüder Wilhelm und Joseph besuchen das Königlich Katholischen Matthias-Gymnasiums in Breslau. Die Kosten für Schule und Unterkunft trägt der Bruder des Vaters, Johann Friedrich von Eichendorff. Die Brüder nehmen am kulturellen Leben teil. Joseph tritt als Laienschauspieler am Konvikttheather auf. Nach Abschluss der sechsten Klasse propädeutische Studien an der Philosophischen Fakultät der Universität Breslau.

1805 - 1806

Joseph und Wilhelm wechseln zwecks Aufnahme eines Jurastudiums nach Halle. Joseph besucht auch Lehrveranstaltungen in klassischer Philosophie. Die Brüder führen ein ausgiebiges Studentenleben. Die Universität wird 1806 auf Befehl Napoleons geschlossen.

1805

Bildungsreise gemeinsam mit Bruder Wilhelm nach Hamburg, Lübeck und Travemünde.

1807 - 1808

Fortsetzung des Jurastudiums in Heidelberg. Kontakte zu Joseph Görres, der dort als Privatdozent lehrt. Freundschaftliches Verhältnis zum Dichter Graf Otto Heinrich von Loeben, der Joseph in dieser Zeit dichterisch beeinflusst. Bildungsreise von Heidelberg aus Paris, später auf der Donau von Regensburg aus nach Wien. Im Sommer kehren die Brüder ohne Studienabschluss nach Lubowitz zurück, wo sie den Vater unterstützen. Völliger wirtschaftlicher Niedergang.

1809

Erste Erzählung Die Zauberei im Herbste, die erst postum erscheint. Verlobung mit Aloysia Anna Viktoria Freifrau von Larisch, einer unvermögenden Landadeligen gegen den Wunsch der Eltern. Aufenthalt in Berlin. Dort Bekanntschaft mit Achim von Arnim, Clemens Brentano und Heinrich von Kleist.

1810

Rückkehr nach Lubowitz und Aufbruch im November nach Wien. Dort Fortsetzung des Studiums zusammen mit Bruder Wilhelm.

1812

Juristische Prüfungen. Vollendung des Romans Ahnung und Gegenwart, der 1815 erscheint. Rege Teilnahme am kulturellen Leben trotz beengter finanzieller Verhältnisse.

1813

Studienabschluss. Im April Abreise Josephs aus Wien, um als Freiwilliger an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teilzunehmen. Im Oktober Beförderung zum Leutnant.

1814

Entlassung aus der Armee. Josephs Gesuch auf Anstellung im Staatsdienst in Berlin bleibt ohne Erfolg.

1815

Ahnung und Wirklichkeit wird von Friedrich Heinrich Karl Fouque herausgegeben, der auch das von Eichendorff verfasste Vorwort unterzeichnet. Gegen den Willen der Eltern Vermählung mit Aloysia Anna von Larisch, die den ersten Sohn Hermann erwartet. Erneuter Aufbruch in den Krieg, um in der Armee Blüchers gegen Napoleon in Frankreich zu kämpfen.

1816

Abschied von der Armee. Rückkehr nach Schlesien. Juristische Zulassungsprüfung. Im Dezember unbezahltes Referendariat bei der Regierung in Breslau.

1817

Geburt der Tochter Therese. Arbeiten an Aus dem Leben eines Taugenichts.

1818

Tod des Vaters. Verkauf der Güter bis auf Lubowitz und Seldnitz.

1819

Das Marmorbild erscheint im "Frauentaschenbuch für das Jahr 1819". Geburt des Sohnes Rudolf.

1820 - 1831

Regierungsrat in Danzig mit den Aufgabenbereichen: Aufsicht über das Schulwesen, Neuordnung von Pfarreien und Bistümern, Mischehe von Partnern unterschiedlicher Konfession u.sw. Sein Bekanntheitsgrad als Dichter und Beamter nimmt zu. Abgeschnitten von der politischen und kulturellen Elite strebt er eine Versetzung nach Berlin an.

1821

Geburt der Tochter Agnes, die 1822 stirbt.

1822

Tod der Mutter. Vollendung der Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts.

1824

Oberpräsendialrat in Königsberg.

1826

Aus dem Leben eines Taugenichts erscheint zusammen mit der Erzählung Das Marmorbild und einem Anhang mit Gedichten.

1830

Das Schauspiel Der letzte Held von Marienburg erscheint. Geburt der Tochter Anna Hedwig, die bereits im zweiten Lebensjahr stirbt.

1831 - 1844

Kommissarische Abordnung zu verschiedenen Ministerien nach Berlin. Ausführung administrativer Aufgaben. 1843 erstes Pensionierungsgesuch. 1884 Ausscheiden aus dem Staatsdienst.

1832

Veröffentlichung des Lustspiels Die Freier.

1834

Der Roman Dichter und ihre Gesellen erscheint.

1836

Veröffentlichung der Revolutionsnovelle Das Schloss Dürande.

1838

Reise nach München zu Brentano und Görres und nach Wien.

1841

Ernennung zum Geheimen Regierungsrat.

1844

Ausscheiden aus dem Staatsdienst nach schwerer Erkrankung. Die Widerherstellung des Schlosses der deutschen Ordensritter zu Marienburg wird als Abschiedsschrift Eichendorffs angesehen.

1846 - 1847

Aufenthalt in Wien. Begegnung mit Robert und Clara Schumann, Franz Grillparzer, Adalbert Stifter.

1848

Rückkehr nach Berlin nach Versetzung des Schwiegersohns dorthin. Satire Libertas und ihre Freier abgeschlossen.

1849

Am 7. Januar 1849 stirbt der Bruder Wilhelm von Eichendorff in Innsbruck.

1855

Übernahme des Familiengutes Seldnitz durch den Sohn Rudolf. Versetzung des Schwiegersohns nach Neiße. Unzug der Familie. Vereinsamung nach Tod der Frau.

1857

Am 26. November stirbt Eichendorff an einer Lungenentzündung in Neiße.

 

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Joseph von Eichendorff

  Aus dem Leben eines Taugenichts

(by Stefan Mass)

1. Autor und Werk

 Joseph Freiherr von Eichendorff, geboren am 10. März1788 auf Schloß Lubowitz bei Ratibor in Oberschlesien, war ein bedeutender deutscher Lyriker und Erzähler des 19. Jahrhunderts. Er entstammte einem der ältesten Adelsgeschlechter. Zuerst durch Hauslehrer erzogen, besuchte er von 1804 an das Gymnasium in Breslau und bezog die Universitäten Halle und Heidelberg. Nach längeren Reisen bestand er in Wien die juristische Staatsprüfung und meldete sich 1813 als Freiwilliger bei den Lützworschen Freikorps (Teilnahme an den Befreiungskriegen). 1815 heiratete er Aloysia Anna Viktoria von Larisch. Im Jahre1816 übernahm er den Posten als Refrendar bei der Regierung in Breslau, wobei anzumerken ist, daß er dort ohne Gehalt arbeitete und somit ein aus finanzieller Sicht eingeschränktes Leben führte. Danach wurde er Beamter im Kultursministerium in Berlin. 1821 begann er dann die Tätigkeit als Regierungsrat in Danzig, bei welcher er zum ersten Mal ein ausreichendes Gehalt verdiente, um seine inzwischen schon vier Kinder umfassende Familie zu ernähren. .Im Jahre 1824 wurde er Mitglied der ostpreußischen Regierung als Oberpräsidialrat in Königsberg bis er 1831 schließlich wieder nach Berlin ins Kultursministerium zurückkehrte, wo er eine Ratstselle inne hatte. 1844 trat er in den Ruhestand und lebte an verschiedenen Orten, bis er nach dem Tod seiner Gattin (1855) seine letzten Jahre in Neiße im Hause seiner Tochter verbrachte, wo er letztlich am 26. November 1857 starb.

Abgeschlossen wurde das zu Lebzeiten wohl bekannteste Werk des Autors „Aus dem Leben eines Taugenichts" 1822/1823. Im Jahre 1826 erschien die komplette Novelle, welche als Höhepunkt lyrisch-musikalischer Stimmungskunst bezeichnet wird und als beispielhafter Text für das Leben der Spätromantik galt, zusammen mit „Das Marmorbild" in Berlin. Weitere bedeutende Werke sind:

Ahnung und Gegenwart, 1815

Das Marmorbild, 1819

Dichter und ihre Gesellen, 1834

Schloß Dürande, 1837

2. Inhalt und Thema der Novelle

Sehnsucht nach der Ferne, aber auch väterlicher Unmut führt den jungen Sohn eines Müllers in die Welt hinaus, in der er sein Glück machen will. Mit seiner Geige streift er ziellos umher und läßt sich von Zufällen und Abenteuern bestimmen, deren erstes ihn auf ein Schloß in der Nähe Wiens führt. Hier wird er Gärtnerbursche und Zolleinnehmer und verliebt sich in Aurelia, eine der Æschönen Damen" des Schlosses. Ihre Unerreichbarkeit treibt ihn jedoch, seine Wanderung fortsetzen. Sein Weg führt ihn nach Italien, wo er sich in eine bunte und geheimnisvolle Kette Liebeleien unter verkleideten Gräffinen, Bauern, Malern und Musikanten verwickelt, bis ihn endlich die Sehnsucht nach der Heimat und nach Aurelie aus Rom fortlocken. Mit einer Schar musizierender Studenten aus Prag kehrt auf einem Donauschiff zum Schloß zurück und erfährt, daß die unnahbare Dame keine Gräfin, sondern eine Nichte des Schloßportiers ist und ihn liebt. Die undurchsichtige Lage entwirrt sich und man heiratet schließlich.

3. Aufbau und Struktur

Die Novelle gliedert sich in zehn Kapitel, wobei ein kreisförmiger Aufbau zu erkennen ist, d.h. jeweils zwei Kapitel gehören zusammen und Anfang und Ende sind aufeinander bezogen. Desweiteren findet nach jedem zweitem Kapitel ein Aufbruch statt, d.h. ein neuer Ort wird aufgesucht. Außerdem ist der Ausgangspunkt Wien gleichzeitig auch der Endpunkt dieser Novelle.                     Der Aufbau im Überblick:

1./2. Kapitel: Aufenthalt in Wien

3./4. Kapitel: Reise nach Italien

5./6. Kapitel: Aufenthalt im Schloß

7./8. Kapitel: Aufenthalt in Rom

9./10. Kapitel: Reise zurück zum Ausgangspunkt Wien

4. Personencharakterisierung und -konstellation

Die Personen dieser Novelle lassen sich anhand ihrer Lebenseinstellungen in zwei Gruppen einteilen. Zum einen sind Charaktere vorhanden, welche optimistisch in die Zukunft blicken und demnach auch mutig, naturverbunden und abenteuerlusig leben. Diese Gruppe romantischer Menschen wird vom Taugenichts, dem Maler und dem Postkutscher vertreten.

Zum anderen sind Figuren enthalten (wie z.B. der Vater und die alten Bekannten, die Kameraden, der Portier und der Gärtner), welche als träge pessimistisch und langweilig bezeichnet werden können und im Kontrast zur anderen Gruppe stehen, d.h. einen typischen Spießbürger/Philister vertreten.

Taugenichts:

Er lebt völlig entgegen der bürgerlichen Lebensweise, was bedeute, daß ihm nichts so verhaßt ist, wie ein Leben, daß sich ausschließlich an Sicherheit und am eigenen Vorteil orientiert. Er lebt nach dem Motto Æin die Welt gehen und sein Glück machen"(S.3, Z.14ff.). Glück definiert er als Liebe, Spaß und Freude. Der typisch romantische Mensch wird also vom Taugenichts präsentiert.

Gärtner:

Der Gärtner steht in dieser Novelle stellvertretend für einen Philister/Spießbürger, dem materielle Sicherheit (wie z.B. Unterkunft und eine geregelte Arbeit) wichtig sind. Dieser lebt nach dem Grundsatz Æes zu was Rechtem zu bringen"(S.6, Z.23/24).

Schloßdame:

Sie ist eine Nichte des Schloßportiers und nicht ,wie zunächst angenommen, eine Gräfin und erwidert die Liebe des Taugenichts, indem sie diesem einen Liebesbrief überbringen läßt. Außerdem ist die Schloßdame (sowie der Taugenichts) ziemlich schüchtern, was sich anhand der Tatsache zeigt, daß die Kammerjungfer als Vermittler zwischen den beiden fungiert, um den ersten Kontakt herzustellen.

5. Zentraler Konflikt

Als zentraler Konflikt dieser märchenhaften Erzählung kann die Revolte gegen die zwecklose und inhumane Geschäftigkeit des modernen Lebens gegen die Tüchtigkeit und gegen den Fleiß des alten und neuen Philisters gesehen werden. Der Taugenichts entgeht letztlich der Gefahr, selbst zum Philister zu werden oder einem antriebslos - faulen Leben zu erliegen durch die Liebe, die in romantisch - überhöhter Form dargestellt wird. Aurelia, mit der sich der Taugenichts schließlich verheiratet, erscheint ihm als „Gegenwart Gottes in der Welt", als Offenbarung.

6. Erzählweise

Der Erzähler dieser Novelle schildert die Geschehnisse aus der Ich-Perspektive, d.h. der Erzähler ist hier Teil der dargestellten Wirklichkeit und erlebt das Geschehen mit. Er weiß also nur , was er durch dieses eigene Erleben, allenfalls durch Einlassungen Dritter erfahren hat. Dadurch ist der Leser auf die subjektive Schilderung des Erzählers beschränkt, wodurch der Leser ein besonders tiefes Gefühl der Verbundenheit mit dem erzählenden Ich erfährt. Die erzählte Zeit beträgt circa ein drei/viertel Jahr (Anfang: Winterende, morgens/Ende: Herbst, abends). Ein auffälliges von Eichendorff verwendetes stilistisches Merkmal ist die Metaphorik, die so wie die Grundstimmung der Novelle naiv und heiter wirkt. Außerdem streut Eichendorff einige seiner Gedichte ein, die der Taugenichts in der Novelle mit seiner Geige vor sich her spielt und dazu singt. Weiterhin ähnelt die Novelle einem Märchen, was durch die märchenhaft glücklichen Fügungen, die das Schicksal des Taugenichts bestimmen, (wodurch er schließlich nicht nur seine Æschöne gnädige Frau", sondern auch ein Æweißes Schlößchen" mit Garten erhält) und die märchenhaften Landschaften mit ihren Schlössern, Gärten und Wäldern zum Ausdruck kommt.

7. Dingsymbole und Leitmotive

Als Leitmotiv ist die Natur in Zusammenhang mit den Tageszeiten zu sehen. ÆSeelische Landschaften" spiegeln das Innere des Taugenichts wider. Als Dingsymbol kann man die Geige bezeichnen, welche der Taugenichts immer mit sich führt und auf welcher er Lieder spielt und dazu singt. Diese Lieder drücken seine augenblickliche Gefühlslage, seine Pläne, Wünsche und Träume für die Zukunft aus.

8. Literaturgeschichtliche Einordnung

Eichendorffs Werke entstanden in der Epoche der Romantik (1798-1835 in Deutschland) beziehungsweise der Spätromantik und werden oft als ÆWald- und Wanderromantik" bezeichnet, was durch sein Aufwachsen in der Park- und Waldlandschaft seines väterlichen Besitztums Lubowitz (bei Ratibor in Schlesien) zu erklären ist.

 

Joseph von Eichendorff

Das Schloß Dürande

(by Julia Ernst & Swantje Wallbraum)

1. Autor und Werk

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff wurde am 10. März 1788 auf Schloß Lubowitz in Oberschlesien geboren. Im Jahr 1805 begann er sein Jurastudium an der Universität Halle und ging 1807 im Rahmen seines Studiums nach Heidelberg, wo er Joseph Görres, Achim von Arnim und Clemens Brentano kennenlernte. Bei einer Reise nach Berlin machte er die Bekanntschaft Adam Müllers und Heinrich von Kleists, bevor er sich nach Abschluß seiner Studien 1810 in Wien Friedrich Schlegel und seinem Kreis anschloß und auf diese Weise in Kontakt zu den ersten und wichtigsten Vertretern der deutschen Romantik trat. Ein Jahr zuvor hatte er seine erste Prosadichtung „Die Zauberei im Herbste" veröffentlicht und arbeitete an dem Roman „Ahnung und Gegenwart".

An den preußischen Befreiungskriegen nahm Eichendorff als Offizier teil und war Mitglied des Lützowschen Freikorps. Nach der Heirat mit Luise von Larisch schlug er 1816 die Beamtenlaufbahn ein, zunächst als Referendar bei der Breslauer Regierung. Nach verschiedenen Posten in Danzig und Königsberg erhielt er 1831 das Amt des Regierungsrates für katholische Angelegenheiten im Kultusministerium Berlin. Diesen Amt bekleidete er, bis ihn 1844 ein Konflikt mit dem Minister zum Rücktritt aus dem Staatsdienst zwang. Er starb 1857 an den Folgen einer Lungenentzündung.

Während und besonders nach seiner politischen Karriere verfaßte Eichendorff zahlreiche Werke verschiedener Gattungen. Seine 1837 herausgegebene Novelle „Aus dem Feben eines Taugenichts" gilt als sein bedeutendstes Werk. Weiterhin schrieb er die Novellen „Das Marmorbild" (1819), „Dichter und ihre Gesellen" (1834), „Das Schloß Dürande" (1837) und „Die Glücksritter" (1841), die Trauerspiele „Ezelin von Romano" (1828) und „Der letzte Held von Marienburg" (1830) und gab 1837 seinen ersten Gedichtband heraus. Darüberhinaus schrieb er einige nichtfiktionale Texte, die sich mit der deutschen Literaturgeschichte befassen, wie z.B. „Der deutsche Roman des 18. Jahrhunderts" (1851) oder „Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands" (1857).

In der zu untersuchenden Novelle „Das Schloß Dürande" beschäftigt sich Eichendorff mit der Thematik der Französischen Revolution, die das Gedankengut der Romantiker entscheidend beeinflußt hat. Eichendorff selbst stand der Revolution mit Unverständnis gegenüber. Dies erklärt wohl, warum er den grausamen Geschehnissen in seiner Novelle eine romantische Liebesgeschichte gegenüberstellt.

2. Inhalt und Thema der Novelle

Die Novelle „Das Schloß Dürande" beschreibt die Liebesgeschichte Gabrieles, eines Mädchens aus dem Volke, und eines jungen Grafen vor dem Hintergrund der Französischen Revolution.

Gabriele lebt mit ihrem Bruder Renald, der als Jäger im Dienst des Grafen Dürande steht, in einem Forsthaus, das in der Provence nahe Marseille gelegen ist. Als Renald eines Tages erfährt, daß seine Schwester Besuch von einem fremden Mann bekommt, während er selbst tief im Wald ist, versucht er, dem Paar aufzulauern. Tatsächlich sieht er den Fremden und schießt auf ihn, sein Schuß streift jedoch Gabriele. Ihr Liebhaber will zurückschießen, ergreift dann aber die Flucht. An seiner Pistole, die er am Ort des Geschehens vergißt, erkennt Renald, daß es sich um den Sohn des alten Grafen handelt. Gabriele beteuert jedoch, die Identität ihres Liebhabers nicht zu kennen.

Nach diesem Vorfall beschließt Renald, Gabriele in ein Kloster zu bringen. Als Gabriele dort eines Abends mit einer anderen Nonne am Fenster sitzt, bemerken sie einen fremden Mann, der über die Klostermauer klettert. Vor Schreck läßt sie ihr Taschentuch fallen. Als sie es wiederholen will ist es verschwunden, und sie hört Ruderschläge auf dem Fluß.

Bald darauf wird der Namenstag der Priorin auf einem nahegelegenen Gut gefeiert. Eine Jagdgesellschaft kommt vorbei und bittet um etwas zu trinken; ihren Anführer erkennt Gabriele als ihren Liebhaber. Erst jetzt erfährt sie, daß es der junge Graf Dürande ist.

Etwa vierzehn Tage später bittet Renald den alten Grafen um die Erlaubnis für eine Reise nach Paris, unter dem Vorwand, seine Schwester sei dort bei Verwandten. In Wahrheit hat er einen Verdacht: Der Sohn des Grafen befindet sich in Paris, um dort den Winter zu verbringen, und gleichzeitig ist Gabriele aus dem Kloster verschwunden. Er vermutet einen Zusammenhang.

In Paris begibt sich Renald zu seinem Vetter, der ein Wirtshaus besitzt. Dort begegnet er einigen üblen Gesellen, die ihn wegen seines Bandeliers, das ihn als Lehnsmann Dürandes auszeichnet, bedrängen. Ein Fremder spricht ihn an und schreibt ihm einen Zettel, den er Dürande geben solle. Renalds Vetter bezeichnet ihn als ÆFeind der Tyrannen".

Noch in derselben Nacht sucht Renald den jungen Grafen auf und bittet ihn, ihm Gabriele wiederzugeben. Dürande ist überrascht über diese Anschuldigung und bestreitet zu wissen, wo sie sei. Renald, der das Taschentuch seiner Schwester auf dem Tisch entdeckt, überreicht ihm den Zettel des Fremden. Nachdem er ihn gelesen hat, wirft Dürande den Jäger wütend hinaus. Der Zettel enthielt eine Warnung.

Beim Hinausgehen erkennt Renald eine Gestalt am Fenster und hört eine Stimme singen; er ist sicher, daß es sich um seine Schwester handelt.

Nach dem erfolglosen Versuch, einen Anwalt zu finden, der seine Angelegenheiten vertritt, beschließt Renald, den König Ludwig XVI. Persönlich aufzusuchen. In dessen Gefolge befindet sich auch der junge Graf, der ihn als Wahnsinnigen bezeichnet und von den Wachen abführen läßt. Renald wird in ein Irrenhaus gebracht, kann aber nach einiger Zeit fliehen und macht sich auf den Weg zurück in die Provence, wo er als verschollen gilt.

Im Forsthaus wohnt nun der Waldwächter. Renald holt seine Büchse und verschwindet wieder. Der Waldwächter berichtet dem alten Grafen, der die revolutionären Ereignisse weitestgehend zu ignorieren versucht, vom Wiederauftauchen Renalds. Der Graf bringt dies mit der Revolution in Verbindung und versucht, um seine Ehre als Adeliger zu retten, sich umzubringen, indem er in sein Schießpulverlager im Schloßturm Feuer legt. Dies kann verhindert werden, jedoch stirbt der Graf wenig später an den Folgen eines schweren Fiebers.

Auf die Nachricht vom Tod seines Vaters kehrt der junge Graf aus Paris zurück. Er hält die Angst vor der Revolution für übertrieben. Er möchte Gabriele im Kloster besuchen, findet es aber verlassen vor. Als er zum Schloß zurückkommt, hört er aus einem Fenster jemanden singen; laut eines Dieners ist es der neue Gärtnerbursche.

Während seiner Abwesenheit ist ein Brief von Renald eingetroffen, in dem er ihn ultimativ auffordert, Gabriele als Gemahlin anzuerkennen. Der Graf gibt das Zeichen, das laut Verabredung ÆNein" bedeutet. Als er die Aufruhr bemerkt, die seine Ablehnung hervorruft, läßt er das Schloß befestigen. Man bemerkt jedoch das Verschwinden des neuen Gärtnerburschen. Der Schloßwärter, der als einziger weiß, daß dieser in Wirklichkeit Gabriele ist und es Dürande mitteilt, wird geschickt, ihn zu suchen. Der Graf bietet Renald ein Duell als Entschädigung.

Die Revolutionäre verschaffen sich derweil Zugang zum Schloß, unter ihnen Renald. Als es zum offenen Kampf auf dem Schloßhof kommt, scheint der Graf bereits verloren. Das Erscheinen einer Gestalt auf dem Balkon, die das Banner schwenkt und fälschlicherweise für Dürande selbst gehalten wird, rettet ihn. Er erkennt Gabriele und eilt zu ihr, bemerkt aber, daß sie verwundet ist. Auch er selbst wird von einer Kugel getroffen, trägt aber die tödlich verletzte Gabriele hinaus in den Wald, wo sie beide sterben.

Renald, der nun sein Richteramt erfüllt sieht, findet den schwer verwundeten Schloßwärter und erfährt von ihm, daß Gabriele nicht vom Grafen entführt wurde, sondern ihm freiwillig und ohne sein Wissen als Gärtnerbursche verkleidet gefolgt war, und daß beide nun tot seien. Renald entzündet daraufhin das Schießpulver im Schloßturm und zerstört das Schloß.

3. Aufbau und Struktur

Die Novelle ist nicht in Kapitel unterteilt. Der Erzähler behält in seiner Schilderung der Ereignisse eine streng chronologische Reihenfolge ein. Allerdings geht nicht jede Szene nahtlos in die folgende über. Ein Zeitsprung ist besonders auffallig: Als Renald nach seiner Reise nach Paris unverhofft wieder in der Provence auftaucht. Seine Erlebnisse im Pariser Irrenhaus werden retrospektiv erzählt. Dies ist jedoch das einzige Mal, daß die ansonsten streng zeitliche Anordnung der Ereignisse durchbrochen wird. Dieser Punkt ist gleichzeitig ein wichtiger in bezug auf die Handlung. An dieser Stelle hat Renald beschlossen, Rache zu nehmen, so daß das Schicksal seinen Lauf nimmt. Er kann daher als Wendepunkt bezeichnet werden.

 

 

 

4. Figurencharakterisierung

In der Novelle gibt es drei das Geschehen bestimmende Hauptfiguren:

Das Geschwisterpaar Renald und Gabriele, die in einem Jagdhaus im Forst um das Schloß Dürande leben. Sie haben ihre Eltern früh verloren und leben seitdem allein. Renald, als Jäger im Dienst des alten Grafen tätig, ist der ältere von beiden und fühlt sich für seine kleine Schwester verantwortlich. Er ist sehr jähzornig und zieht oft vorschnelle Schlüsse. Diese Charaktereigenschaften führen sogar so weit, daß er zwei Menschen umbringt, den jungen Grafen und seine eigene Schwester.

Gabriele ist verliebt in den jungen Grafen und außerdem sehr verträumt. Um zu ihrem Geliebten zu gelangen, verschwindet sie sogar aus dem Kloster, in das ihr Bruder sie geschickt hat. Sie ist sehr mutig und setzt zweimal ihr eigenes Leben aufs Spiel, um das ihres Geliebten zu retten.

Der junge Graf ist ebenfalls in Gabriele verliebt. Er ist sehr selbstbewußt und läßt sich durch Renalds Drohungen nicht beeindrucken. Die allgemeine Aufregung um die Revolution kann er nicht verstehen.

Desweiteren treten noch Personen wie der alte Graf, die Priorin oder Nicolo, der Schloßwärter, auf.

5. Zentraler Konflikt

Der zentrale Konflikt der Novelle ist die Liebesgeschichte des Grafen Dürande und Gabrieles, die der Bruder der letzteren mit allen Mitteln zu verhindern bzw. zu zerstören versucht. Er ist eifersüchtig und hat Angst, seine Schwester zu verlieren. Dies endet mit einer Katastrophe. Gabriele und der Graf werden getötet. Hintergrund des Geschehens ist die Französische Revolution.  

6. Erzählweise

Das Geschehen wird von einem außerhalb der Handlung befindlichen auktorialen Erzähler geschildert. Er bleibt durch die gesamte Erzählung hindurch verborgen.

Die Novelle ist in altertümlicher Sprache geschrieben und es tauchen oft Fremdwörter aus dem Lateinischen, Französischen oder Italienischen auf. Desweiteren bringt Eichendorff viele Vergleiche von Mensch und Natur, wie z.B. ÆDer Wald, der alte Schloßgesell" oder ÆGesicht und Haar, wie brennender Dornbusch". Außerdem ist auffällig, daß er durch die ausführliche Beschreibung von Landschaft und Natur einen Kontrast zum turbulenten Geschehen schaffen möchte. Ein weiteres Merkmal der Erzählweise sind die immer wieder auftauchenden Lieder der deutschen Romantik („Ein Gems auf dem Stein...", S.4; „Gut Nacht, mein Vater und Mutter...", S.6).

Weiterhin ist zu bemerken, daß Anfang („In der schönen Provence...") und Ende („Das sind die Trümmer des Schlosses Dürande...") einen Rahmen bilden und an ein Märchen erinnern. Dieser Eindruck wird durch die abschließende Moral, in der der Autor den Leser direkt anspricht, noch verstärkt.

7. Dingsymbole / Leitmotive

Als Leitmotiv der Novelle kann das Schloß bezeichnet werden. Es ist der Wohnsitz des Grafen, außerdem beginnt die Geschichte mit der Erwähnung des Schlosses, es taucht im Laufe der Geschichte immer wieder auf und die Novelle endet mit seiner Zerstörung. Gleichzeitig ist es damit Schauplatz der Endkatastrophe, in der das Liebespaar umkommt.

8. Literaturgeschichtliche Einordnung

Eichendorffs Novelle ist eindeutig der Romantik zuzuordnen. Nicht nur seine Erzählweise, die Gefühle und Empfindungen in den Vordergrund stellt, weist darauf hin, sondern in besonderem Maße der Kontrast zwischen Hinter- und Vordergrund, d.h. zwischen der grausamen Revolution auf der einen und der Liebesgeschichte auf der anderen Seite. Der Kontrast wird dadurch noch interessanter, daß man mit der Revolution das Aufklärerdenken verbindet, dem sich Eichendorff als Romantiker durch seine gefühlsbetonte Erzählweise widersetzt. Insofern stellt er sich in zweierlei Hinsicht gegen sie: Er kritisiert die Grausamkeit als Ergebnis der Revolution wie auch ihr Gedankengut an sich. Ein politisches Thema als Gegenstand einer romantischen Novelle ist allerdings eher ungewöhnlich.

Die Lyrik spielte in der Romantik eine besondere Rolle, denn in ihr konnte man den überschwenglichen Gefühlskult am besten ausleben. Auch in die vorliegende Novelle wurden an vielen Stellen Lieder und Gedichte eingebaut.

Die literarische Form der Novelle, der dieses Werk zuzuordnen ist, erlangte in der Romantik besondere Bedeutung. Viele Novellen von Eichendorffs Zeitgenossen, z.B. Brentano oder Kleist, zählen zu den wichtigsten Bestandteilen der deutschen Literatur.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mondnacht

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.


Nachts

Ich wandre durch die stille Nacht,
Da schleicht der Mond so heimlich sacht
Oft aus der dunklen Wolkenhülle,
Und hin und her im Tal
Erwacht die Nachtigall,
Dann wieder alles grau und stille.

O wunderbarer Nachtgesang:
Von fern im Land der Ströme Gang,
Leis Schauern in den dunklen Bäumen -
Wirrst die Gedanken mir,
Mein irres Singen hier
Ist wie ein Rufen nur aus Träumen.


Die Einsame

Wär's dunkel, ich läg' im Walde,
Im Walde rauscht's so sacht,
Mit ihrem Sternenmantel
Bedeckt mich da die Nacht.

Da kommen die Bächlein gegangen,
ob ich schon schlafen tu?
Ich schlaf nicht, ich hör noch lang
Den Nachtigallen zu.

Wenn die Wipfel über mir schwanken,
Das klingt die ganze Nacht.
Das sind im Herzen die Gedanken,
Die singen, wenn niemand mehr wacht.


 

Wandernder Dichter

Ich weiß nicht, was das sagen will!
Kaum tret ich von der Schwelle still,
Gleich schwingt sich eine Lerche auf
Und jubiliert durchs Blau vorauf.

Das Gras ringsum, die Blumen gar
Stehn mit Juwelen und Perln im Haar,
Die schlanken Pappeln, Busch und Saat
Verneigen sich im größten Staat.

Als Bot' voraus das Bächlein eilt,
Und wo der Wind die Wipfel teilt,
Die Au verstohlen nach mir schaut,
Als wär sie meine liebe Braut.

Ja, komm ich müd ins Nachtquartier,
Die Nachtigall noch vor der Tür
Mir Ständchen bringt, Glühwürmchen bald
Illuminieren rings den Wald.

Umsonst! Das ist nun einmal so,
Kein Dichter reist inkognito,
Der lustge Frühling merkt es gleich,
Wer König ist in seinem Reich.


Auf den Tod meines Kindes

1.
Freuden wollt' ich dir bereiten,
Zwischen Kämpfen, Lust und Schmerz
Wollt' ich treulich dich begleiten
Durch das Leben himmelwärts.

Doch du hast's allein gefunden.
Wo kein Vater führen kann,
Durch ernste, dunkle Stunde
Gingst du schuldlos mir voran.

Wie das Säuseln leiser Schwingen,
Draussen über Tal und Kluft,
Ging zur selben Stund ein Singen
Ferne durch die stille Luft.

Und so fröhlich glänzt' der Morgen,
'S war als ob das Singen sprach:
Jetzo lasset alle Sorgen,
Liebt ihr mich, so folgt mir nach!

2.
Ich führt' dich oft spazieren
In Winter-Einsamkeit,
Kein Laut liess sich da spüren,
Du schöne, stille Zeit.

Lenz ist's nun, Lerchen singen
Im Blauen über mir,
Ich weine still - sie bringen
Mir einen Gruss von dir.

3.
Die Welt treibt fort ihr Wesen,
Die Leute kommen und gehn,
Als wärst du nie gewesen,
Als wäre nichts geschehn.

Wie sehn' ich mich auf's neue
Hinaus in Wald und Flur!
Ob ich mich gräm, mich freue,
Du bleibst mir treu, Natur.

Da klagt von tiefem Sehnen
Schluchzend die Nachtigall,
Es schwimmen rings von Tränen
Die Blumen überall.

Und über alle Gipfel
Und Blütentäler zieht
Durch stillen Waldes Wipfel
Ein heimlich Klagelied.

Da spür' ich's recht im Herzen,
Dass du's, Herr, draussen bist -
Du weisst's, wie mir von Schmerzen
Mein Herz zerrissen ist!

4.
Von fern die Uhren schlagen,
Es ist schon tiefe Nacht,
Die Lampe brennt so düster,
Dein Bettlein ist gemacht.

Die Winde nur noch gehen
Wehklagend um das Haus,
Wir sitzen einsam drinne
Und lauschen oft hinaus.

Es ist, als müsstest leise
Du klopfen an die Tür,
Du hätt'st dich nur verirret,
Und kämst nun müd zurück.

Wir armen, armen Toren!Wir irren ja im Graus
Des Dunkels noch verloren -
Du fandest längst nach Haus.

5.
Dort ist so tiefer Schatten,
Du schläfst in guter Ruh,
Es deckt mit grünen Matten
Der liebe Gott dich zu.

Die alten Weiden neigen
Sich auf dein Bett herein,
Die Vöglein in den Zweigen
Sie singen treu dich ein.

Und wie in goldnen Träumen
Geht linder Frühlingswind
Rings in den stillen Bäumen -
Schlaf wohl, mein süsses Kind!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachtzauber Joseph Freiherr von Eichendorff
 

Hörst du nicht die Quellen gehen  A
Zwischen Stein und Blumen weit  B
Nach den stillen Waldesseen,   A
Wo die Marmorbilder stehen  A
In der schönsten Einsamkeit?  B
Von den Bergen sacht hernieder, C
Weckend die uralten Lieder,   C
Steigt die wunderbare Nacht,  D
Und die Gründe glänzen wieder,  C
Wie du's oft im Traum gedacht.  D

Kennst die Blume du, entsprossen  A
In dem mondbeglänzten Grund?   B
Aus der Knospe, halb erschlossen,   A
Junge Glieder blühend sprossen,   A
Weiße Arme, roter Mund,  B
Und die Nachtigallen schlagen,  C
Und rings hebt es an zu klagen,  C
Ach, vor Liebe todeswund, D
Von versunknen schönen Tagen -  C
Komm, o komm zum stillen Grund! D

 

 

Dieses Gedicht evoziert in mir das Motiv der Feier der Natur, fast wie eine Ode an die Natur und ihre Schönheit in ihrer Einzigartigkeit. Ich denke das dieses Gedicht, wie es schon der Titel sagt, die Schönheit der Stille und Ruhe in der Nacht in der freien Natur, vielleicht einen Wald, beschreibt.

 

Es gibt viele natürliche Motive – die Quellen, Steine, die Blumen, die Berge, die Knospe.

 

Hörst du nicht die Quellen gehen

den Ausruf „hörst du nicht“ könnte man vielleicht in diesen Fall auch als „siehst du nicht“ interpretieren

 

Hörst du nicht die Quellen gehen Zwischen Stein und Blumen weit

hier wird meiner Meinung an nach der Ursprung der Quellen beschrieben

 

Waldsseen

ein Symbol der Ruhe und Stille

 

Marmorbilder        

–  ich würde es als die Gesteinkompositionen in den Bergen oder die Berge an sich deuten

– symbolisiert vielleicht auch den Kontrast, den die Natur hervorbringen kann (die Blumen und Quellen sind etwas „weiches, sanftes“ / das Gestein ist etwas kaltes, hartes)

 

Schönste Einsamkeit

ein Oxymoron

die Einsamkeit evoziert aber nichts Schlechtes, vielleicht mehr den Frieden mit sich selbst und die Ruhe um einen herum

 

 

 

Von den Bergen sacht hernieder, Weckend die uralten Lieder, Steigt die wunderbare Nacht

– der Aufbruch der Nacht wird beschrieben, wie sich der Schatten langsam von den Bergen über das Tal liegt

 

Weckend die uralten Lieder

– vielleicht werden hier die Geräusche der Nacht beschrieben (die Nachtvögel, die Tiere die nachts jagen, …)

 

Steigt die wunderbare Nacht

– die Nacht wird Personifiziert (sie Steigt, Kommt)

die Nacht ist im diesem Falle kein negatives Motiv, sie wird  als etwas Wunderbares beschrieben, etwas das mit sich Ruhe und Frieden bringt

 

Und die Gründe glänzen wieder

– vielleicht wird hier der Mondschein beschrieben, wie das Mondlicht auf die Erde scheint nach dem die Sonne untergegangen ist

 

Wie du's oft im Traum gedacht

– wie man es sicht vielleicht vorstellt, oder man Träumt vielleicht von solch einer Naturszenerie

 

 

Kennst die Blume du, entsprossen In dem mondbeglänzten Grund?

– weißt du was das für eine Blume ist?

– eine Blume die nachts blüht

 

mondbeglänzten Grund

– Symbol der Schönheit

– wo die Mondstrahlen auf die Wiese mit den Blumen scheinen

 

Aus der Knospe, halb erschlossen, Junge Glieder blühend sprossen

– die Blume ist noch nicht voll aufgeblüht

 

Weiße Arme, roter Mund

– vielleicht könnte das eine Beschreibung der Blume an sich (Weise Blütenblätter, rotes Fruchtblatt)

– symbolisiert einen gewissen Kontrast (weiß steht für Unschuld, rot für Leidenschaft)

 

Und die Nachtigallen schlagen

– die Nachtigallen fliegen um die Blumen herum, sie schlagen mit den Flügeln

 

Ach, vor Liebe todeswund, Von versunknen schönen Tagen

– vielleicht wird hier die Reue über den vergangenen Tag ausgedruckt

– der Tag ist am Ende, das Tageslicht ist erloschen und die Nacht bricht an

 

Komm, o komm zum stillen Grund!

– die Natur legt sich „schlafen“, alles kommt zu Ruhe

– vielleicht auch ein Apel an die Eigenen Gedanken oder die Seele um ihre Ruhe zu finden